Werk

Zwei mal „Wo kommen Kinder her?“, ohne heteronormative Kackscheiße

Zwei Bücher, zwei Kinder, zwei unterschiedliche Familien, zwei Geschichten darüber, wie Eltern zu Kindern kommen. Zwei Mal kinderfreundliche Erklärungen, die darauf verzichten, die Mär von Zweigeschlechtlichkeit und Vater-Mutter-Kind-Familien zu zementieren.

Wie Single-Vater Tobias mit Lotta schwanger wurde, erfährst du in „Wie Lotta geboren wurde“.

AutorInnen: Non Chérie - 29.01.16

Annenmaykantereit – Wird schon irgendwie gehen

KATJA: Einen kleinen Warnhinweis möchte ich vorwegschicken: Wer Probleme mit einer Reibeisenstimme à la Hafenarbeiter um fünf Uhr früh nach zehn Jägermeistern und mindestens drei Schachteln Zigaretten hat, wird sich wohl nie mit dem Sound von AnnenMayKantereit anfreunden können. Denn Henning May (ein Name wie eine Explosion!) dominiert mit seinem Gesang auf den Tracks genau genommen alles. Der Rest an Gitarre und Schlagzeug (Typ: direkt aus der Garage) kommt ebenso kantig daher, auch wenn May manchmal sein Klavier anstrengt und eine Ballade geschmettert wird. Ganz unerwartet kommt die Band aus Köln und nicht aus Hamburg, auch wenn alles nach Küste und schneidend kaltem Wind klingt.

AutorInnen: Marie-Luise Lehner, Katja Krüger - 05.12.15

Adele – 25

KATJA: Adele – der weibliche Star, der ausnahmsweise keine Diva ist, sondern eine grundsympathische, unglamouröse und talentierte Sängerin. Nicht so profillos wie andere britische Singer/SongwriterInnen wie zum Beispiel Ed Sheeran, der es auf dieselbe Art probiert. Es ist also nicht möglich, Adele nicht zu mögen. Aber was kann ihr drittes Album, 25? Von der stimmgewaltigen, pathetischen Eröffnungsnummer „Hello“ über sehr reduzierte Klaviernummern ist die komplette Bandbreite der Melancholie abgedeckt. Zwischendurch gibt es mal eine etwas temporeichere Nummer mit Akustikgitarre und Rhythmusgeräten.

AutorInnen: Katja Krüger, Marie-Luise Lehner - 05.12.15

Eine kurze Geschichte Spaniens

Spanien hat seit dem Beginn der Platzbesetzungen im Mai 2011 eine beeindruckende Phase sozialer Kämpfe hinter sich. Nicht zuletzt angesichts der anstehenden Wahlen lohnt sich ein Blick auf die Situation.

AutorInnen: Martin Konecny - 05.12.15

„Erinnern heißt auch handeln“

Der Verein Erinnern Gailtal präsentiert sein neues Buch „Ausgelöschte Namen. Die Opfer des Nationalsozialismus im und aus dem Gailtal“.

Der Verein Erinnern Gailtal und sein Obmann Bernhard Gitschtaler bekamen 2014 mediale Aufmerksamkeit durch einen Prozess, den sie gegen die FPÖ führten. 2015 ist der Anlass dafür erfreulicher: Bernhard Gitschtaler gibt sein zweites Buch heraus. „Ausgelöschte Namen. Die Opfer des Nationalsozialismus im und aus dem Gailtal“, welches sich 200 Biographien von Opfern aus dem Tal im Südosten Kärntens widmet.

AutorInnen: Katharina Gruber - 05.12.15
Foto: Cinja Langauer

25 Jahre „Die Piefke-Saga“

Als das mitunter schlechte Verhältnis der ÖsterreicherInnen zu den Deutschen universitätspolitisch noch bedeutungslos war und sich primär auf Almhütten und Skipisten ausgestaltete, produzierte der ORF das 4-teilige Fernsehspiel Die Piefke-Saga und löste damit einen handfesten Skandal aus.

Geht es um gesellschaftskritische TV-Formate mit Österreichbezug, wird „Die Piefke-Saga“ häufig genannt. Doch bei näherem Hinsehen stellt sich die Frage, was hier eigentlich kritisiert wird und ob die propagierte Sehnsucht nach Authentizität abseits von Massentourismus und Industrie nicht weit schlimmer als die negativen Auswirkungen der beiden letzteren ist.

AutorInnen: Florian Wagner - 05.12.15
Grafik: Tobias Stadler

Ein Schwarzer Stormtrooper

Der neue Star Wars Film sorgt schon vor seinem Erscheinen für Furore. Eine Frau und ein Schwarzer Stormtrooper spielen zentrale Rollen.

Seit gut einem Jahr gibt es immer wieder Enthüllungen über den neuen Star-Wars-Film, der – wie seine Vorgänger – wieder Teil einer Trilogie werden soll. Vor dem Filmstart wusste man erstaunlich wenig über Storyline und Charaktere. Die ersten Informationsquellen waren die Trailer, die seit einem Jahr erscheinen. Die paar Minuten Material reichten jedoch völlig, um Fans in Rage zu versetzen und das allein aus einem Grund: Ein Stormtrooper ist Schwarz*!

AutorInnen: Anne Marie Faisst - 05.12.15

Wurzelsuche nach neuem Rezept

Caterina Sansones italienische Familie verließ nach dem 2. Weltkrieg das jugoslawische Rijeka und lebte viele Jahre lang in Flüchtlingslagern überall in Italien. Die Fotografin Sansonse begibt sich mit ihrem Freund und Comiczeichner Alessandro Tota auf die Spuren dieses Lebens – in umgekehrter Reihenfolge. Das Ergebnis ist ein außergewöhnliches Debüt in dem Fotografie und Comic-Kunst einander ergänzen. Allerdings geht das Experiment nicht ganz auf: Die Bilder alter Wohnorte der Familie etwa bleiben blass und oft nichtssagend, ihre Ästhetik im Vergleich zu den rahmenlosen, skizzenhaften Comic-Sequenzen zu hart.

AutorInnen: Olja Alvir - 19.10.15

Tocotronic „das rote Album"

MARIE: Am 1. Mai erschienen, ist es nicht nur aus politischen Gründen rot. Tocotronis neuestes Album verschreibt sich der Liebe. Schon im ersten Song „Prolog“ verspricht uns Sänger Dirk von Lowtzow:-„Liebe wird das Ereignis sein“. Ein wenig später, mit Samtstimme: „Ich öffne mich und lasse dich in mein Leben“. Ohne dem üblichen bisschen Bisschen Melancholie geht’s nicht. Die Platte ist insgesamt ruhiger geworden, als wir Tocotronic kennen. Es stellt sich die allgemeine Frage zu Texten über Liebe: Wie weit kann man gehen? Wo beginnt der Kitsch? Zum Song „Die Erwachsenen“ gibt es ein Video. Es sind wunderschöne Teenager darin zu sehen, die durch Berlin turnen, Fertigpizza essen und knutschen. Cut.

AutorInnen: Katja Krüger, Marie-Luise Lehner - 25.06.15

Der Weltuntergang, eine grausame Idylle

Die Katastrophe bahnt sich langsam ihren Weg in „Winters Garten“. Valerie Fritschs Roman beginnt mit Antons Kindheit, die er in einer Idylle von Haus- und Gartengemeinschaft verbringt.

Die Großeltern sind ihm näher als die Eltern, die Erwachsenen kümmern sich gemeinschaftlich um die vielen Kinder und auch mit den Toten wird mit einer Selbstverständlichkeit umgegangen, die es nur in einer Gesellschaft geben kann, die mit den Gesetzen der Natur sehr vertraut ist. Selbst die Fehlgeburten der Großmutter stehen in  großen  Einmachgläsern in  der Speisekammer.

AutorInnen: Sara Schausberger - 25.06.15

Romeo und Romeo

Eine große Liebe, die sich über mehrere Jahrzehnte und Länder, verschiedene Karrierestufen und Lebensverhältnisse hinweg zieht, lebensbestimmend ist, ewig Sehnsucht nach ihrer Erfüllung produziert und doch nie wirklich sein kann. Denn die zwei, die sich in „Herrlichkeit“ lieben, sind zwei Männer.

Die Verhältnisse stehen gegen sie, wie das nun mal bei jedem großen Liebespaar der Fall ist. Dazu passt, dass „Herrlichkeit“ von Margaret Mazzantini ein ungemein klassischer, fast schon konventioneller Roman ist. Guido als Ich-Erzähler breitet sein Leben aus, geradlinig ohne formale Auffälligkeiten und Ausbrüche. Beeindruckend zurückhaltend, könnte man das nennen. 

AutorInnen: Dorothea Studthoff - 25.06.15