Werk

(c) Echtzeitfilm

Lampedusa: Endstation oder Neuanfang?

Das Rauschen der Wellen, das Zwitschern der Vögel und das Ticken der Uhren – eine Geräuschkulisse, die nicht sofort erahnen lässt, auf welcher Insel das Publikum sich befindet. Das verrät nur der Filmtitel selbst: Lampedusa. Eine Insel, die von faszinierenden Landschaften und erschütternden Schicksalen gezeichnet ist. Jedoch ist „Lampedusa“, der bei der Diagonale seine Premiere feierte, kein Film über Grenzkontrollen, Kriegsflüchtlinge und Mittelmeersterben. Diese die Medien und Welt bewegenden Themen lässt Peter Schreiner, der für Drehbuch, Regie und Schnitt verantwortlich ist, nur ansatzweise in den Geschichten seiner ProtagonistInnen aufflammen. Vielmehr stellt er in seinem Film essentielle Fragen des Lebens. Es geht um Angst, Sinn und Tod.

AutorInnen: Sandra Schieder - 07.05.15
Foto: Joe Clark / Ai Weiwei Rare Towel

Von giftigen Handtüchern und recycelten Festplatten

Der Zeitgeist wohnt in unseren Rennrädern, Windturbinen und Glasfaserkabeln – in Form der Metalle der Seltenen Erden. Diese sind Ausgangspunkt für die Ausstellung „Rare Earth“ in der TBA21 im Wiener Augarten, deren wenig kritische Umsetzung am Anspruch des brisanten Themas scheitert.

AutorInnen: Flora Schausberger - 23.04.15
© Marvel

Der Blockbuster mit Hulkbuster

Rezension

Age of Ultron beginnt ohne mit der Wimper zu zucken mit einer actiongeladenen Verfolgungs- und Kampfszene in einem schneebedeckten Wald. Eine Vorstellung brauchen die Superheld_innen nicht mehr, diente doch der komplette erste Teil der Reihe dazu, das Team um Captain America, Thor, Iron Man etc. zu formen. Nun stehen sie gemeinsam für die gute Sache ein und zertrümmern Köpfe. Wer eigentlich genau der aktuelle Feind ist: nicht so wichtig.

AutorInnen: Katja Krüger - 22.04.15
Europas Traum © Sammlung Olga Prohibna-Koch

Ein moderner Mythos zwischen Polen und der Ukraine: Galizien

Als Österreich-Ungarn 1772 seine Finger nach potentiellen Kronländern ausstreckte, wurde ein Gebiet mit dem Namen Galizien Teil der Monarchie. Erstmals richtet das Wien Museum seinen Fokus auf die divergierenden polnischen, ukrainischen, österreichischen und jüdischen Perspektiven.

Das Leben in Galizien gestaltete sich für die dort ansässigen, heterogenen Bevölkerungsgruppen extrem unterschiedlich und war von ethnoreligiöser Vielfalt geprägt: der jüdischen, polnischen und ruthenisch-ukrainischen. Ein europäischer Mythos der Völkerverständigung und einer gut funktionierenden multiethnischen Koexistenz wurde geboren.

AutorInnen: Katja Krüger - 15.04.15
© Paul Poet

Uncut – ein Bruch mit dem Schweigen

Am 20.03.2015 hatte Paul Poets neuester Film "My Talk with Florence" Premiere bei der Diagonale in Graz. Zu sehen ist ein zweistündiges, ungeschnittenes "Interview" mit Florence Bournier-Bauer, die von Misshandlungen in ihrer Jugend und ihrem Leben in Otto Mühls Kommune berichtet, wo auch ihre Kinder missbraucht wurden.

progress: Wie bist du zu der Idee gekommen, ein Gespräch über Missbrauch in einen Film zu verpacken?

AutorInnen: Gabriel Binder - 10.04.15

Aufklärung für Alle!

Endlich! Ein nicht-heteronormatives Aufklärungsbuch für Menschen ab drei Jahren, aus dem auch Erwachsene noch einiges lernen können. „Silverbergs nuancierte Darlegung von Reproduktion und Gestaltung kommt einer Offenbarung gleich“, sagt, laut Buchrücken, die sechsjährige Sophie über „Wie entsteht ein Baby“. Und Sophie hat so recht. Das Buch beschreibt, was es braucht, damit ein Baby entsteht: eine Eizelle und eine Samenzelle, die beide sehr viele Geschichten über den Körper, aus dem sie kommen, in sich tragen. Sie tanzen miteinander und tauschen sich aus, sodass sie am Ende ein eigenes Ding werden. Dann brauchen sie noch eine Gebärmutter, in der das Baby wachsen kann.

AutorInnen: Carla Heher - 26.03.15

Wo sind die Dinos?

App-Rezension

Proton Riders, 17:00. In dem in 80er-Jahre-Zeichentrickstil gehaltenen Spiel „Ace Ferrara And The Dino Menace“ jagt man als der Praktikant Ace Ferrara in Sonnensystemen raumschifffliegende Dinosaurier, die die Menschheit bedrohen. Und das ist relativ einfach, denn die Steuerung verzichtet auf jeglichen Firlefanz. Dafür büßt sie eine dritte Dimension ein. Mit dem virtuellen Joystick geht es nur links oder rechts weiter. So einfach die Steuerung ist, so platt und deswegen lang wirkt die Story.

AutorInnen: Marlene Brüggemann - 26.03.15
Foto: Stephan Röhl

An die Wand fahren

Der Nullpunkt kommt früh in Leylas Leben. „Man braucht nicht auf die Midlife-Crisis zu warten, man kann sein Leben auch schon mit Mitte Zwanzig wunderbar gegen die Wand fahren“, heißt es in Olga Grjasnowas zweitem Roman “Die juristische Unschärfe einer Ehe”, in dem Leyla ihr Leben buchstäblich an die Wand fährt, als sie bei einem illegalen Autorennen in Baku verhaftet werden soll.

Der Roman beginnt bei Kapitel „0“ in einer Gefängniszelle, um dann ganz vorne anzufangen und zu erzählen, wie Leyla in diese Schieflage geraten konnte.

AutorInnen: Sara Schausberger - 26.03.15
(c) Nina Bunjevac

Der Vaterror

„Haunting“ ist wohl die beste Beschreibung für das Portrait des Vaters in Nina Bunjevac’ vor Kurzem erschienener Graphic Novel „Vaterland“; die deutschen Übersetzungen „beklemmend“ und „unvergesslich“ lassen die geister- und rätselhafte Komponente im Grinsen des serbischen Nationalisten vermissen.

In präzisen, kontrastreichen schwarz-weißen Bildern fährt Bunjevac die „Familiengeschichte zwischen Jugoslawien und Kanada“ nach und erzählt davon, was ihre Familie vom Balkan nach Nordamerika und zwei Mal wieder hin und zurück trieb. Und, wie ihr Vater zum dem Mann wurde, der im Ausland terroristische Anschläge auf jugoslawische Vertretungen und Tito-Sympathisant*innen durchführte.

AutorInnen: Olja Alvir - 25.03.15
Illustration: Emily Balsley

Das Recht auf Faulheit

Paul Lafargues 1880 veröffentlichte Streitschrift „Das Recht auf Faulheit“ provozierte damals wie heute. Vor kurzem neu aufgelegt, scheint sie sogar noch an Aktualität und subversivem Potential gewonnen zu haben.

AutorInnen: Dieter Diskovic - 21.03.15